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BEWEGUNGS-CHOR

"BACH-KREATIONEN" - BALLETT ZU BACHS MUSIK IN DER LEIPZIGER OPER


damien diaz

___ Einen Abend ganz besonderer Art hat die Leipziger Ballett-Kompanie seit 1996 in ihrem Programm. Der Ballettdirektor und Chefchoreograph Prof. Uwe Scholz hat drei Werke von Johann Sebastian Bach (alle musiziert vom Gewandhausorchester Leipzig unter der Leitung von Thomaskantor Biller) zu einem Ballett zusammengestellt und damit eine Bach-Präsentation ganz besonderer Art geschaffen, die - mit Blick auf John Neumeiers getanzte "Matthäus-Passion" in Hamburg - zwar nicht ganz neu im Ansatz, aber dennoch einzigartig in der Umsetzung ist. Ihren Reiz entfaltet diese szenische Realisierung Bach'scher Werke durch die Unterschiedlichkeit der ausgesuchten Kompositionen, denen auch völlig unterschiedliche szenische Realisierungskonzepte entsprechen. Zur Musik tritt die Szene als eigenständiges Interpretationsmoment - den Inhalt oder die kompositorische Struktur vertiefend - die Optik lenkt nicht ab von der Musik, "behübscht" nicht, sondern meditiert, bereichert und fasziniert. ___

___ VON STEFAN KLÖCKNER ___


Visualisierung von Struktur - III. Brandenburgisches Konzert

___ Nach Motiven und Rhythmen werden die szenischen Elemente auf der Bühne gruppiert und gestalten eine abstrakte Beziehung in figürlicher Zuordnung. Durch die Relation gleichberechtigter Partner, die zueinander finden und doch in Beziehung mit den anderen Gruppen stehen, entsteht eine Choreographie der musikalischen Arithmetik. Die Architektur der Komposition findet ihre dreidimensionale Entsprechung im Bühnenraum, und Bachs Musik erfährt hierdurch eine neue Qualität von Deutung. ___


Bach-Creations

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Dramatisierung von nicht-szenischer Musik - Kantate 51 "Jauchzet Gott in allen Landen"

___ Das Element "Farbe" kommt ins Spiel, die Bühne wird eingeteilt in verschiedene (durch Transparentfolien strukturierte) Farbsegmente, denen wiederum farbige Kostüme entsprechen. Die Musik - ursprünglich durch ihre immanente Dramatik lebend - wird nunmehr durch eine eigene szenische Ebene "dramatisiert". Der Charakter des Textes und die ihm entsprechende kompositorische Umsetzung (bis hinein in die Instrumentierung) wird zum "Beziehungsdrama" auf der Bühne. Der Vokalsolistin entspricht eine Tanzsolistin (überragend Kiyoko Kimura in ihrem Rollendebüt), hohe und tiefe Streicher sowie Solotrompete erfahren ihre szenische Realisierung durch entsprechende Gruppen mit passenden Bewegungen, eingekleidet und zugeordnet "ihren" Farben. Packend erlebt man das staccato-legato-Verhältnis durch die teilweise scharf zuckenden, teilweise weich gebundenen Bewegungen der Solotänzerin; "Punkt" und "Linie" werden dargestellt und miteinander in Beziehung gesetzt - eindrücklicher habe ich die gegensätzlichen Charaktere der Arie "Höchster, mache deine Güte" und des abschließenden "Halleluja" nie erlebt. ___

Uwe Scholz & Marina Otto


Kantate 21 "Ich hatte viel Bekümmernis"

___ Die Kantate, bei der auch der Thomanerchor mitwirkte, brachte mit dem großen Chor "Was betrübst du dich, meine Seele" den unbestrittenen Höhepunkt des Abends: Die schon von Bach kompositorisch und durch die Instrumentierung angelegte Steigerung sowie der zugrundeliegende Choral "Wer nur den lieben Gott lässt walten" wurden auch in der choreographischen Realisierung zum Erlebnis von spiritueller Dichte. Hier wurde am deutlichsten, dass das Konzept des Choreografen Scholz aufgegangen war: der Bach'schen Musik von ihrer Faszination nichts zu nehmen - zugleich aber ihrem Gehalt durch ein anderes Medium eine neue Tiefe zu geben. ___

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http://www.musica-sacra-online.de, März/ April 2000

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