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UWE SCHOLZ VERZAUBERT MIT EINEM ABEND DES PHANTASTISCHEN

___ Gestern Abend hatten Choreografien nach Musik von Schumann und Berlioz Premiere in Duisburg ___


___ Duisburg - Was früher Stuttgart für Freunde des Balletts bedeutete, ist heute Leipzig. Seit zehn Jahren glänzen die Augen von Ballett-Liebhabern, wenn sie an dieses Tanzensemble denken. Der Grund: Uwe Scholz (45), seit 1992 Chef-Choreograph der Leipziger Oper. Der gebürtige Darmstädter hat sein Handwerk bei John Cranko in Stuttgart gelernt und ist seit seinem 17. Lebensjahr kreativ tätig. Von New York bis Rio und Tokio werden seine Choreographien aufgeführt. Mit etwa 100 Ballett-Abenden in nicht einmal 30 Jahren dürfte Uwe Scholz schon heute Anwärter für das Guinessbuch der Rekorde sein. ___

___ VON MICHAEL-GEORG MÜLLER ___


___ Der sensible Künstler, den viele für launisch und schwierig halten, ist ein Temperamentsbolzen, der seine Tänzer während der Proben anstachelt und anfeuert. Seine Kunst ist zwar hoch ästhetisch, aber in keiner Sekunde gefällig oder seicht. Musikalisch feinnervig, tanztechnisch auf höchstem Niveau und sprühend vor Fantasie - diese Eigenschaften stellte er auch gestern Abend unter Beweis. In Duisburg tanzte die Kompanie der Deutschen Oper am Rhein zwei seiner berühmten symphonischen Ballette: die Zweite von Robert Schumann und die "Symphonie Fantastique" von Hector Berlioz. ___


___ Die Klammer des Abends ist das "Fantastische", sind die Träume, die sich zu Albträumen auswachsen. Ein kulturell herausragendes Ereignis in NRW, denn Scholz hat nur in seinen Anfängen, lange bevor er zum Star avancierte, Stücke in Düsseldorf herausgebracht. ___

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___ Mehrere Wochen studierten er und seine Assistentin Tatjana Thierbach die komplizierten Schrittkombinationen, Sprünge und Pirouetten mit dem Rheinopern-Tänzern ein. Die Solisten suchten sich Scholz und Thierbach während des Trainings aus. "Auch an der Stange erkennen wir schnell, wer die Voraussetzungen an Technik und Persönlichkeit für Scholz-Choreographie mitbringt", erklärt Thierbach. ___


___ Von den Solisten Marina Antonova und Igor Antonov, von Guy Albouy, Igor Afanassiev und Cécile Tuzii ist der Meister-Choreograph überzeugt. Voraussetzung, dass Scholz kreativ arbeitet, so die Assistentin: "Er muss sich irgendwie in die Solisten verlieben, muss eine intensive Beziehung aufbauen." Wie er sie mitreißt und dadurch zu enormer Leistungssteigerung motiviert, lässt sich an den kniffligen Hebungen und rasanten Variationen ablesen. Denn bei Schumann und Berlioz heißt es: Tempo, Tempo. ___


___ "Ich mache jeden Takt, jede Note durch Tanz sichtbar, wie auch Emotionen und Klangfarben", sagt Scholz zu seinen Absichten. Bei Schumanns Zweiter, die mendelssohnsche Leichtigkeit atmet, eilen und tanzen zwei Paare in dunkelblauen Trikots wie Leitmotive durch die Partitur. Die Damen auf Spitze, versteht sich, denn Scholz gilt als Choreograph des Neoklassischen Stils, der sich an seinen Vorbildern John Cranko und Georges Balanchine orientiert. ___

WELT AM SONNTAG, 30. MÄRZ 2003

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