home * biography * choreographies * links * photographs * media * contact
___ WOHLVERTRAUTES GOTTESLOB ___
___ Wieder Bach, wieder eine Kantate, aber auch Teile aus der h-moll-Messe. Das Strickmuster ist bekannt: Wiederum wird der Thomanerchor in die Oper geholt und der Thomaskantor als Dirigent gewonnen. Auch das, was auf der Bühne passiert, ist vertraut. Die Tänzer, einzeln, als Paare oder in Gruppen, sind in ihren Bewegungen stark an der Musik orientiert. Ein Chor wird mit vier Tänzergruppen dargestellt, die den Stimmeinsätzen entsprechend versetzt agieren. ___
___ VON SUSANNE KROSTEWITZ ___
___ Der
erste Teil, die vertanzte Kantate "Ich hatte viel Bekümmernis",
bedient sich der offenen Bühne, an deren hinterem Ende eine große
weiße Leinwand aufgespannt wurde. Die Tänzer sind mit Tanzkostümen
bekleidet - farbig in blau und weiß, ein wenig erinnert es an
die Matrosenanzüge der "kleinen" Thomaner -, die Solisten
dagegen in strahlendem Weiß. Und die Umsetzung der Musik ist naheliegend
und längst erprobt. Der Chor wird durch das Corps de ballet dargestellt,
Frauensolisten durch Tänzerinnen, Männerstimmen durch Tänzer. ___
___ Dennoch
gab es interessante Momente, die dann doch nicht mehr so vertraut schienen.
In der Sopranarie "Seufzer, Tränen, Kummer, Not", die
in ausgesprochen langsamem Tempo erklang, wurden durch die Ausleuchtung
der Bühne Schatten auf die Leinwand geworfen. Ein interessantes
Spiel zwischen Sängersolistin auf der Bühne, Tänzerin
und ihren Schattenbildern. Auch das folgende Rezitativ bedient sich
der Verstärkung durch den Einsatz der Leinwand. Ein Schlag mit
der Faust durch den Tänzer läßt nicht nur die Leinwand
erbeben. ___
___ Bekannt ist auch, daß Uwe Scholz sich nicht nur der klassischen Ballettbewegungen bedient. Neue Elemente fügt er so zusammen, daß wunderbare Bilder, Bewegungen und Figuren entstehen, seien es Wellenbewegungen, die durch die Körper der Tänzer gehen (Arie "Bäche von gesalznen Zähren") oder ineinander verschachtelte Kreise, in denen die Tänzer laufen wie im letzten Chor. ___
___ Aber
in Ruhepunkten im Tanz wie in der Arie "Komm, mein Jesu, und erquicke"
(ein Solotanz) fällt die große Diskrepanz zwischen Bühne
und Orchestergraben auf, und dies verbessert sich auch nicht im zweiten
Teil. Allein die Altistin Susanne Krumbiegel kann in ihrer Leistung
überzeugen. Die anderen Solisten wie auch der Chor bleiben weit
hinter den Leistungen auf der Bühne zurück. Nicht umsonst
hat das Leipziger Ballett und auch besonders sein Corps de ballet seinen
Ruf. Es ist präzise, ausdrucksstark und einfach überzeugend. ___
___ Der
Übergang in den zweiten Teil, in die Messe, gestaltet sich befremdlich.
Die Bühne verliert ihre Leinwand und eine quadratische Stahlkonstruktion
senkt sich auf die Bühne hinab. Im weiteren Verlauf des Abends
wird sie in verschiedene Richtungen und Konstellationen bewegt. Die
erste Tänzerin, die diesen Bühnenwechsel zu dirigieren scheint,
führt auch die neue Garderobe ein, die für viel Diskussion
im Vorfeld bei den Tänzern gesorgt hat. Kann man in Jeanshosen
noch tanzen? Die Männer des Corps de ballet mit ihren freien Oberkörpern
sind auch gewöhnungsbedürftig. Es ist schon erstaunlich, welche
unterschiedlichen Typen hier vereint sind, schmächtige und kräftige,
hellhäutige und dunkle, die dennoch als Gruppe wirken sollen und
dieselben Bewegungen ausführen. ___
___ Und
doch überzeugen auch hier wieder besonders die großen Choreographien
des Corps, wie in "Gloria in excelsis Deo", wo die Tänzer,
auf der ganzen Bühne verteilt, vier verschiedene Bewegungen mit
den Händen ausführen; oder auch in "Et in terra pax",
wo die Tänzer wie Würmer über die Bühne kriechen;
oder wie in "Gratias agimus", wo sich der Gesichtsausdrucks
durch offen stehende Münder verstärkt. Trotz der wohl vertrauten
Art der Ballette von Uwe Scholz wird es dem Publikum nicht langweilig,
denn das Leipziger Ballett besticht immer wieder durch sein Können. ___
Quelle: LEIPZIG-ALMANACH (http://www.kunden-viosys.de)
home * biography * choreographies * links * photographs * media * contact